Erlangen, 01.04.2016
Barocke Erzlaute im Erlanger Schlossgarten ausgegraben – Bericht: Anne Pape
Heute morgen fanden Schüler beim Spielen im Schlossgarten ein kanisterförmiges Gefäß mit längerem Haltegriff. Die zunächst ratlosen Kinder schleppten das unglaublich schwere Monstrum zu uns ins MusiCeum und fragten nach, ob es sich um ein Musikinstrument handeln könne?
Erz statt Holz benutzt?
Instrumente baute man ja auch damals normaler Weise aus Holz. Und doch wird eine Erzlaute, auch Arciliuto, in der Literatur immer wieder erwähnt. Sollte der merkwürdige Name darauf hinweisen, dass sie aus Eisen gebaut wurde? Bislang wurde jedoch kein Original gefunden, was deren tatsächliche Existenz belegen könnte. Der Korpus des heutigen Fundstücks ist nun ganz offensichtlich aus Metall, daher auch an einigen Stellen durchgerostet und leicht bröselnd. Das stark verbeulte, eiförmige Äußere gibt Hinweise darauf, dass es sich tatsächlich um eine aus verschiedenen Erzen gegossene Laute französischer Bauweise handeln könnte. Möglicherweise brachten hugenottische Flüchtlinge sie in den 1680er Jahren mit ins Land. Und wo wurde mehr musiziert, als bei markgräflichen Feiern direkt hinter dem Schloss??
AUCH SCHLAGBESEN AUFGETAUCHT !
Bei nochmaligem Graben fanden wir dicht unter der obersten Erdschicht ein zwar verbogenes, aber noch zusammenhängendes struppiges Drahtbündel. Dazu muss man wissen, dass die ebenfalls metallenen Saiten dieser Erzlaute normalerweise mit Nägeln gezupft worden sein sollen. Nur an Festen, wenn in ausgelassener Stimmung die Musik auch mal etwas lauter sein durfte (<<Laute>>), schlug man die Instrumente offenbar mit dieser Art Schneebesen.
Bald einsatzbereit?
In wenigen Tagen wird der musikalische Schatz ausgebeult und wieder dicht verlötet aus der Werkstatt unseres Erlanger Lautenbauers kommen. Nicht auszuschließen ist, dass die Erzlaute (für Hörbeispiel hier klicken) dann bereits in einer unserer nächsten MontagsSerenaden erklingt!
Herzlichen Dank an Jörg Hilbert www.joerghilbert.de für die spontane Zusendung und Erlaubnis zur Veröffentlichung seines Bildes vom Erzlautenspieler, da kann man sich das doch gleich viel besser vorstellen 🙂
Übrigens: Sie wurden fröhlich in den April geschickt von Anne Pape 🙂